Institut für Anorganische Chemie (ACI)

Institut mit Geschichte

Das Institut für Anorganische Chemie hat in Hannover eine lange Tradition. Angesiedelt im historischen „Schloss der Chemie“ vereint das Institut fünf Arbeitsgruppen mit Schwerpunkten in der anorganischen Festkörper- Molekül- und Materialchemie, der anorganischen Koordinationschemie, an der angewandten Polymerchemie und der Festkörper und Materialanalytik.

Institut mit Geschichte

Das Institut für Anorganische Chemie hat in Hannover eine lange Tradition. Angesiedelt im historischen „Schloss der Chemie“ vereint das Institut fünf Arbeitsgruppen mit Schwerpunkten in der anorganischen Festkörper- Molekül- und Materialchemie, der anorganischen Koordinationschemie, an der angewandten Polymerchemie und der Festkörper und Materialanalytik.

Historischer Bau

Das Chemiegebäude in der Callinstraße befindet sich in der Nähe von Welfenschloss und Prinzengarten. Ursprünglich beherbergte der Bau alle chemische Disziplinen: Im Osten befand sich das Organisch-chemische Institut, es folgten das Technisch-chemische und Elektro-chemische und im westlichen Teil schließlich das Anorganisch-chemische Institut.

An den 128 Meter langen, völlig symmterisch aufgebauten Hauptbaukörper schließt sich im Westen der Hörsaalbau an. Hier ist auch der reich verzierte, mit 268 Sitzplätzen augestattete Kali-Chemie-Hörsaal untergebracht.

Erbaut wurde das „Schloss der Chemie“ in der Zeit von 1906 bis 1909, als Architekt trat Landesbauinspektor Friedrich Ebel auf. Der Bau war damit die erste Einrichtung, die räumlich getrennt vom Hauptgebäude der Universität entstand. Welfen- und Prinzengarten verwaltete seinerzeit der preußische Domänenfiskus und dieser untersagte eine Überbauung der Parkanlagen, auch an den Rändern.

Abmessungen, Gliederung und der Detailschmuck der Fassaden erinnern an die imposante Weserfront von Schloss Vahrenholz bei Rinteln, die Nordstädter blickten von nun an auf ein „Renaissance-Schloss“. Demonstrativ wendet sich die Straßenfront des Chemiegebäudes den um 1900 errichteten Mietshäuser zu: Jedes der ansässigen Institute besaß seinen eigenen Zugang. Die Eingänge liegen aber nicht an einem zentralen Ehrenhof sondern weisen zur Straße hin, teils mit aufwendigen Portalvorbauten ausgestattet. Zur Parkseite hin begrenzten damals Kuhstall, Scheune und Gewächshäuser das Areal.

1928 wurde der Standort um einen Neubau für die Physikalische Chemie erweitert. Als „mit großen Mitteln auf das modernste eingerichtete Institut“ beschrieb ihn seinerzeit der Architekt Franz Erich Kassbaum. Eigentlich beabsichtigte man, die Hofflügel des Hauptgebäudes bis an den Quader der Physikalischen Chemie zu verlängern und so ein geschlossenes Viereck zu erhalten – die parallele Ausrichtung der beiden Gebäude verdeutlicht dieses nicht realisierte Vorhanden.

Bis heute sind die Praktikumslabore in zwei Hofflügeln untergebracht, die rechtwinklig an das Hofgebäude anstoßen. Geplant wurden sie damals nach dem Vorbild der neuen Institute an der Technischen Hochschule und Universität Berlin. Als Besonderheit übernahm man eine zweiseitige Beleuchtung durch Fensterreihen. Abgesehen vom großen Hörsaal kamen die anderen Räume mit einseitiger Belichtung aus.

Treppenaufgang zum Kali-Chemie-Hörsaal Treppenaufgang zum Kali-Chemie-Hörsaal Treppenaufgang zum Kali-Chemie-Hörsaal
Treppenaufgang zum Kali-Chemie-Hörsaal

Man wählte die Mauerpfeiler so schmal, wie es die Statik gestattete, um möglichst viel Licht in das Gebäude zu lassen – man gewichtete funktionelle Details stärker als künstlerische Gesichtspunkte. In der 1960er Jahren stockte man die Hofflügel auf, da es an Räumen mangelte, eben wurde der westliche Zwischentrakt zum Hof hin verbreitert. Hier ist heute unter anderem die Bibliothek des ACIs zu finden.

Eine zusätzliche Erweiterung kam erst 1967 mit dem Neubau für die Organische Chemie, der den südwestlichen Abschluss zum Prinzengarten bildet. 1995 wurde der Neubau an der Ostseite des Geländes eingeweiht. Neben dem ACI haben dort auch die physikalische und technische Chemie zusätzliche Büros und Labore erhalten.

Am Institut wirkende Personen

Die 1831 gegründete und von Karl Karmarsch bis 1875 geleitete Polytechnische Schule wurde 1879 in den Rang einer „Königlichen Technischen Hochschule“ erhoben. Hier gab es zu diesem Zeitpunkt zwei Hochschullehrer für Chemie, Friedrich Heeren (1803–1885) und Karl Kraut (1857–1912). Neben der Betreuung einer noch kleinen Zahl von Chemie-Studenten hatten sie vor allem den Studenten des Bau- und Maschinenwesens die nötigen chemischen Kenntnisse zu vermitteln. So dominierten anorganische und anorganisch-analytische Themen in Forschung und Lehre.

1882 wurde die personelle Vertretung des Faches in anorganische Chemie (Kraut) und organische Chemie (Post) geteilt. Man mag die beiden heutigen Institute, das ACI und das Institut für Organische Chemie, auf dieses Datum zurückführen.

Die hannoverschen Chemiker um 1900. In der Mitte (rechts) steht Karl Seubert
Präparate aus der Sammlung

1895 wurde Karl Seubert (1851–1942) Professor für Anorganische und Analytische Chemie. In seine Amtszeit fällt die Errichtung des Gebäudes an der Callinstraße, das ursprünglich die gesamte Chemie beherbergte. Die wissenschaftlichen Arbeiten Seuberts waren von der Weiterentwicklung des Periodensystems der Elemente geprägt und befassten sich hauptsächlich mit der Bestimmung der Atomgewichte der Platinmetalle.

Wilhelm Biltz (1877–1943) wurde 1921 Seuberts Nachfolger. Seine Untersuchungen zur „Raumchemie der festen Stoffe“ sind ein grundlegender Beitrag zur modernen Festkörperchemie, die heute ein Forschungsschwerpunkt des Institutes ist. In der Lehre legte Biltz großen Wert auf eine Grundausbildung in analytischer Chemie, weil er überzeugt war, dass sauberes Arbeiten im Laboratorium gleich zu Beginn des Studiums gelernt werden müsse. Einem Doktoranden das beizubringen sei kaum noch möglich. Die Ausbildung in präparativer Chemie, die mehr experimentelle Erfahrung erfordert, wurde von Biltz erst nach der Analytik durchgeführt: Dieses didaktische Konzept gilt noch immer.

Als sein Nachfolger wurde 1944 Werner Fischer (1902–2001) berufen, der sich zunächst mit den Bombenschäden am Institut und den Schwierigkeiten konfrontiert sah, nach Kriegsende Forschung und Lehre wieder in Gang zu bringen. Von seinem wissenschaftlichen Werk sei besonders die Verbesserung der damals extrem schwierigen Trennung der Seltenen Erden und von Zirkonium/ Hafnium mit Extraktionsverfahren erwähnt.

Moderne

Der starke Ausbau auch des tertiären Bildungssektors seit Ende der 1960er Jahre führte 1970 zur Einrichtung eines zweiten Lehrstuhls für Anorganische Chemie am Institut. Hans Berthold, Hinrich Seidel, Martin Jansen, Gerd Meyer und Michael Binnewies haben sie wahrgenommen. Derzeit ist Prof. Dr. Sebastian Polarz Institutsleiter.